Mord an Hans Michler ("Solex-Mord")

5. August 1966: Baden-Badener Kriminalkommissar Dengler rüstet sich im Revier für den Heimweg. Ein Vater meldet 13-jährigen Sohn Hans als vermisst; hat schon selbst recherchiert: Hans habe vor Garagen mit Freunden gespielt, sei dann mit unbekanntem Mann mitgegangen, der Hans 10 Mark fürs Schieben seines Mopeds geboten habe und der Junge ist seither verschwunden. Für Kommissar Bauer Routinefall von "entlaufenem Kind"; bei Anzeigenaufnahme Anruf von Herrn Funk vom Hotel Runkewitz, in dessen Keller ein schwer verletzter Junge mit eingeschlagenem Schädel liegt. Befürchtungen bestätigen sich, das es sich um den vermissten Hans handelt. Hans stirbt im Krankenhaus, ohne Bewusstsein wiedererlangt zu haben.

Bereits abends läuft die Fahndung über die Röhrenradios: Programmunterbrechung wegen "Durchsage der Kriminalpolizei": Fahndung nach dem unbekanntem Täter mit auffälligem Moped des Herstellers "Solex". Der Wirt einer Gaststätte erinnert sich an seinen Bettnachbar aus dem Krankenhaus, auf den die Beschreibung passt; sein Kellner rät, die Kripo zu informieren. Die Polizei erkundigt sich im Krankenhaus: der Patient und mutmaßlicher Täter wird als aus Bayreuth stammender und in Mainz lebender Gelegenheitsarbeiter Kurt W. identifiziert. Die Mainzer Kriminalpolizei hat eine Akte und Fotos des Mannes, Baden-Badener Ermittler verfügen aber nicht über Bildfunk und die Unterlagen werden D-Zug-Lokführer mitgegeben für eine Übergabe aus Lokfenster an Bahnpolizisten in Baden-Oos. Zeugen identifizieren diesen Mann als Täter. Kurt W. hat laut Mainzer Unterlagen "junge männliche Freunde in abartiger Weise missbraucht" und misshandelt; hat sich zum Untertauchen auch schon als Simulant in Krankenhäuser einweisen lassen. Der Schwerpunkt der Fahndung ist die deutsch-französischer Grenze und Reisende werden mit Fotos verglichen Auch die französische Gendarmen erhalten Bilder; Fotos in allen Zeitungen. Das auffälliges französisches Solex-Moped erweist sich als "markanter, mitunter aber auch überbewerteter Anhaltspunkt für viele freiwillige Helfer aus der Bevölkerung"; Der Verdächtige soll zum selben Zeitpunkt an 27 Orten gesehen worden sein; die Rekonstruktion des Fluchtwegs ist unmöglich, dann der Schock für die Ermittler: der Täter "hat offenbar von Fahndung Wind bekommen" und Solex zurückgelassen!

Am 29.02.1968 berichtete das Hamburger Abendblatt von einem Tatverdacht gegen Josef Lu. im Mordfall Michler wie folgt:"Schließlich prüft die Kripo noch, ob Lu. für den Mord an dem Gymnasiasten Hans Michler in Frage kommt. Der Junge wurde im Herbst 1966 im Keller eines Hotels ermordet aufgefunden." An anderer Stelle desselben Artikels heißt es sogar: "Aller Wahrscheinlichkeit nach ist Lu. auch der Mörder des 14jährigen Gymnasiasten Hans Michler in Baden-Baden."

Lu. war kurz nach dem Mord, begangen am 17.02.1968, an dem siebenjährigen Gerald in Hamburg festgenommen worden und wurde später im Februar 1972 in Mannheim) wegen des Mordes an Gerald, eines Doppelmordes an einem Pärchen bei Mannheim im Jahr 1961 und einer Reihe weiterer Taten wie Mordversuch und zahlreiche Sexualdelikte, vor allem an Jungen zu lebenslanger Haft verurteilt. Wegen des Mordes an Hans Michler wurde er nicht angeklagt, aber der Verdacht gegen ihn aus dem Februar 1968 zeigt doch zumindest, dass hinter den Verdacht gegen den sogar in der Aktenzeichen-Sendung gesuchten Kurt W. nur drei Monate später ein Fragezeichen zu setzen ist.

Darüber hinaus wird in besagtem Abendblatt-Artikel auch ein Verdacht gegen Lu. im Fall der Autobahn-Morde im Raum Karlsruhe zwischen 1964 bis 1966 geäußert, der jedoch gleichfalls nicht zu einer Anklage führte. Bei mir hier einzeln zusätzlich dokumentiert unter dem Titel "der Autobahnwürger", im Youtube Video zusammen dargestellt.

>> Verweis auf Fall der Autobahnwürger

Der Autobahnwürger

Presseberichte:

Hier Zitate aus einem Artikel aus den Badischen Neuesten Nachrichten vom 05.08.2016

Mord im leerstehenden Hotel

Vor 50 Jahren geschah ein Sexualverbrechen im Hotel Runkewitz 

IN DER BRANDRUINE des ehemaligen Hotels Runkewitz an der Lichtentaler Allee fiel vor 50 Jahren der Baden-Badener Schüler Hans Michler einem Sexualverbrechen zum Opfer. Er starb an den ihm zugefügten Kopfverletzungen.

Seit dem 18. März 1966 war das Hotel Runkewitz an der Ecke bei der Herchenbachstraße wegen eines Großbrandes geschlossen. Am 5. August – im Hotel wohnte nur noch der Geschäftsführer, der mit Aufräumungsarbeiten beschäftigt war – wurde der 14-jährige Schüler Hans Michler auf brutale Weise in einem Kellerraum ermordet.

Der Junge hatte kurz nach 13.30 Uhr laut den Untersuchungen der Polizei einem jungen blonden Mann in der Rheinstraße helfen wollen und dessen Moped geschoben, weil der behauptete am Arm verletzt zu sein. Der Gymnasiast begleitete den Fremden bis zum Hotel Runkewitz. Was dort im einzelnen geschah, konnte nicht festgestellt werden.

Der Runkewitz-Geschäftsführer hörte gegen 17.15 Uhr Geräusche aus dem Keller. Als er hinabstieg fand er in einem Zimmer, das einst die Hausdiener bewohnt hatten, den ihm unbekannten Hans Michler "völlig entkleidet und blutüberströmt auf einem der drei in dem Raum stehenden Betten."Er rief sofort den Krankenwagen und informierte die Polizei.

Obwohl der Rettungswagen schnell zur Stelle war, das Städtische Krankenhaus befand sich noch in der Maria-ViktoriaStraße, konnte man dem Jungen auch im Operationssaal nicht mehr helfen. Die von Schlägen mit einem Stuhlbein herrührenden Wunden führten zum Tod. Es gab zwar Hinweise darauf, dass sich der Täter noch beim Abtransport des Jungen im Hotel befunden hatte. Trotz Fahndungen in der gesamten Region wurde der Mörder nicht gefasst. Nach den Ermittlungen der Kriminalpolizei handelte es sich vermutlich um einen Landstreicher, der sich ins Ausland absetzen konnte. Schon vor Jahren glaubte man bei der hiesigen Polizei, dass der Mörder nicht mehr lebte.

Hier Zitate aus einem Artikel aus den Badischen Neuesten Nachrichten vom 17.03.2016

Großfeuer im vornehmen Alleehotel

Das "Runkewitz"verschwand von der Bildfläche

DAS EHEMALIGE HOTEL RUNKEWITZ war bis vor 50 Jahren ein passender Mosaikstein in der Bebauung am Rand der Lichtentaler Allee. Ein Großfeuer im März 1966 setzte dem Betrieb an der Ecke der Herchenbachstraße ein Ende.

Am Abend des 18. März 1966 erregte ein Großbrand im mittleren Teil der Lichtentaler Allee das öffentliche Interesse. Das vornehme Luz-Hotel "Runkewitz"an der Abzweigung der Herchenbachstraße brannte in seinem gesamten Dachbereich. Der Betrieb befand sich zur der Zeit noch im "Winterschlaf", hatte die Pforten für die Gäste noch nicht geöffnet, aber die Vorbereitungen für den Beginn der Saison liefen bereits auf Hochtouren. Wie immer wollte man zu den Osterfeiertagen öffnen.

Das "Runkewitz" hatte sich aus einer herrschaftlichen Villa des 19. Jahrhunderts heraus entwickelt. Das noch deutlich kleinere Gebäude wurde 1909 von den Ärzten Dr. Giese und Dr. Schambacher erworben, umgebaut und erweitert. Im Mai 1910 eröffnete das "Allee-Kurhaus", eine "Privatkuranstalt für Innere und Nervenkrankheiten, Stoffwechselanomalien und Frauenkrankheiten." Das Sanatorium liegt etwa 75 m von der Straße zurück, hinter reichen gärtnerischen Anlagen.

Das Sanatorium erlebte nur eine kurze Blütezeit und stand schon 1928 leer. Gustav Heinrich Runkewitz kaufte das Gebäude 1934 und machte aus dem ehemaligen Sanatorium ein Hotel. Die Eröffnung erfolgte im Sommer 1935, schon vier Jahre später kam es zur Beschlagnahme durch das "Kommando Oberrhein", 1941 wurde ein Lazarett eingerichtet und 1945 zogen französische Militärangehörige in das hübsche Gebäude an der Lichtentaler Allee ein.

Im Spätherbst 1947 wurde das "Runkewitz" als eines der ersten Baden-Badener Hotels von der Beschlagnahme freigegeben. Hermann Luz aus Freudenstadt ließ das Hotel notdürftig herrichten und zu Weihnachten begann der Betrieb mit 20 Betten. Wilhelm Furtwängler und Albert Bassermann gehörten schon bald zu den Besuchern. Als "Ferienparadies im LuzHotel Runkewitz" wurde das gastliche Haus berühmt und gehörte 1965 in seiner letzten Saison, zu den vornehmen Hotels der Kurstadt.Für das Ende des Hotels sorgte eine elektrische Handlampe. An dem Freitagabend vor 50 Jahren hatten Handwerker noch bis in die Dunkelheit im Dachstock gearbeitet. Der algerische Hotelbursche des "Runkewitz" half mit. Er sollte nach Feierabend auch für Ordnung sorgen.

Zwei Handlampen gehörten zur Ausrüstung auf dem dunklen Dachboden und der Hausdiener vergaß sie, auszumachen. Leicht entflammbare Isolationen in der Nähe der Lampen begannen zu brennen, und rasend schnell stand der ganze Dachstock des Hotels in Flammen.

Fast der ganze obere Bau wurde ein Raub der Flammen. Die glühenden Schindeln der Dachverkleidung flogen wie Feuerwerkskörper durch die dunkle Nacht. Großen Schaden richtete auch das Löschwasser an, obwohl man fieberhaft noch während des Brandes die wertvollsten Einrichtungsgegenstände zu retten versuchte.

Erst am nächsten Tag konnten die Sachverständigen den Schaden auf etwa 300 000 Mark einschätzen. Man war sich einig, dass an eine Eröffnung in der Saison 1966 nicht mehr gedacht werden konnte. Schon zwei Tage nach dem Feuer verhaftete die Polizei den Hausdiener. Bei der Untersuchung der Brandstätte hatte man die Stecker der Handlampen in den Steckdosen vorgefunden. Der Hotelbedienstete hatte zuvor behauptet, die Lampen gelöscht zu haben.

Das "Runkewitz" wurde erst einmal mit Planen abgedeckt und dann geschah nicht viel. Die Besitzerin sah sich nicht im Stande, das Gebäude zu sanieren und der Pachtvertrag mit der Luz-Kette lief aus. Vielleicht wäre eine Renaissance erfolgt, wenn das Hotelgebäude nicht auch noch Schauplatz eines scheußlichen Verbrechens geworden wäre. Am 5. August 1966, im Hotel wohnte nur noch der Geschäftsführer, der mit Aufräumungsarbeiten beschäftigt war, wurde der 14-jährige Schüler Hans Michler auf brutale Weise in einem der Kellerräume ermordet.

Für den Hotelbetrieb war dies der endgültige Schlussstrich. Noch im Jahr 1966 tauchte der erste Abbruchgedanken auf, doch erst im November 1969 beseitigte eine Sprengung die Brandruine.

Damals glaubten viele, dass schon bald wieder ein Hotel "Runkewitz" an der exponierten Stelle erbaut würde. Jahrzehnte lang beschäftigen sich die unterschiedlichsten Investoren mit der Projektierung eines Neubaues. Letztendlich wurden dann auch hier luxuriöse Wohnungen gebaut, in Blocks, die nach Meinung vieler nicht zu einer angeblich hochrangig schützenswerten historischen Anlage "Lichtentaler Allee" passen.

Folgendes ist mir aufgefallen: es wird von zwei Tatorten berichtet und man kann sowohl die Beschreibung "In das ehemalige Hotel Runkewitz hinter dem heutigen Museum Frieder Burda gelockt, fand der Junge einen schrecklichen Tod." finden als auch Hotel Runkewitz, Lichtentaler Allee, an der Ecke bei der Herchenbachstraße und das sind zwei verschiedene Orte die fast 2 Kilometer auseinander liegen.

Zudem war es wahnsinnig schwer, Bilder des Hotels zu finden. Sehr eigenartig, da es ja eine umfangreiche Geschichte hatte.

Dann gern per E-Mail an onlycolscase@web.de senden

Links, Medien, Quellen

https://www.getty.edu/art/collection/object/104236

Foto Hotel Runkewitz, Zimmer

https://www.stadtwiki-baden-baden.de/wiki/Villa_Schriever/

Foto Rosenskulptur von Isa Genzken, Standort früheres Hotel?

Karten von google.com

Buch mit dem Fall: Mysteriös, brutal und fast vergessen Die Mordfälle von Baden-Baden Von:Krause-Dimmock, Christiane [Autor] ISBN: 9789403607481



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